Freitag, 15. April 2011

Werbung geht vor die Hunde

Futterhersteller umwerben Waldis Hör- und Geruchssinn
Ein Kind kann man bei der Steuererklärung geltend machen. Für einen Hund hingegen zahlt man Steuern. Und dennoch, Hunde haben einen Vorteil: sie betteln ihren Versorger nicht nach der Süßigkeit an, deren Werbung sie gerade gesehen haben. Tja, liebe Hundenarren, und genau diese seligen Zeiten sollen jetzt vorbei sein. Zumindest, wenn es nach den Werbern geht, die des Vierbeiners sensible Wahrnehmungsorgane für ihre Hundefutterkampagnen entdeckt haben.

Beispiel 1: Schnauze!
Litfaßsäulen dienten Hunden bisher nur zur Verrichtung ihrer eigenen kleinen und großen Geschäfte. Futterproduzent „Purina Beneful“ wiederum wittert hier das große Geschäft, diesmal in wirtschaftlicher Hinsicht. Purina parfümierte im letzten Jahr sein Werbeplakat, damit’s – simsala-nimm! – lecker nach Futter riecht. Kalkulierter Effekt: der Hund springt hoch und schnüffelt, der Besitzer sieht, versteht – und kauft.

Beispiel 2: Ein (Kilo)Hertz für Tiere
Und wer meinte, Justin Bieber sei das Schrägste, was derzeit ausm Radio schallen kann, wird durch „Natura“ eines Besseren belehrt. Die ließen zuletzt in ihrem Radiospot bei jeder Nennung ihres Produktnamens einen 15-khz-Ton erklingen. Menschen hören diesen kaum, auf Hunde soll er aber anziehend wirken wie eine Hundepfeife. Und während der Haushund im Idealfall vorm Radio hüpfte, erklärte der Spotsprecher, dass dieses Verhalten auf die Liebe des Tieres zu diesem Produkt zurückzuführen sei.
 Ist das jetzt gelungene Zielgruppenansprache „für die Sinne“, die ihre jeweiligen Media- und Werbe-Awards verdient hat? Oder verpufft der besondere Effekt doch eher? Und wann kommt die 3-D-Testimonialkampagne mit Briefträgern und läufigen Pudeldamen?
Sagen Sie „wau“ – oder bleiben Sie kalt wie ’ne Hundeschnauze: Stimmen Sie ab!

Mittwoch, 2. Februar 2011

Wovon (oder worauf) fahren Sie ab?

Caribou macht Dampf an der Bushalte-Stelle
Schon bei der Einfärbung von Londons Radwegen als neue Werbeflächenerschließung durch den Finanzkonzern Barclays haben wir uns gefragt: Wie käme dieser kommerzielle Eingriff in den öffentlichen Bereich in Deutschland an?
 Jetzt gibt es – wer hätte es gedacht, in Amerika – ein neues Beispiel verkehrstauglicher oder
-untauglicher Werbung. Caribou – nach Starbucks die zweitgrößte Kaffee-Kette in Amerika – hat zur Einführung ihres neuen heißen Frühstücks in Minneapolis eine ganze Bushaltestelle in einen riesigen Ofen verwandelt. Mit leckeren Brötchen in XXXXL-Größe und mit echtem Rauch, der aus den Heizspiralen steigt.

Zweifellos ein Hingucker, der jedem Verkehrsteilnehmer mit Sicherheit das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt. Vielleicht ließe sich der Rauch auch noch mit dem typischen Duft frisch gebackener oder überbackener Brötchen kombinieren? Gepaart mit einem Extra-Fahrplan, der aufzeigt, wie man mit dem Bus auf direktestem Weg zur nächsten Caribou Filiale kommt?
Zumindest eine aufmerksamkeitsstarke Werbefläche, der kein Busfahrender entkommen kann. Dem aber hoffentlich nicht zu viele – fahrende – Autofahrer ihr ungeteiltes Augenmerk schenken – mit Rücksicht auf den Vordermann.

Gratulieren wir Caribou zu seinem ungewöhnlichen Werbeauftritt? Können wir uns diesen als einzelne Guerilla-Maßnahme auch in Deutschland vorstellen – beispielsweise für McDonalds, McCafé oder Tchibo? Oder vielleicht als willkommene Verwandlung der sonst tristen oder sogar schmuddeligen Wartehäuschen im gesamten Haltestellen-Netz. Natürlich mit unterschiedlich beworbenen Produkten.

Montag, 3. Januar 2011

Wie Marken „Eindruck“ machen könnten

Schön mit Chanel im Schlaf? Ein studentischer Traum!
Wer sich teure Marken leistet, zeigt das auch gern: durch große Labels auf den Klamotten, durch dauerhaftes öffentliches Telefonieren mit dem unverwechselbaren Designer-Handy etc. Warum also sollten sich Verwenderinnen exklusiver Hautpflege nicht von der grauen Kosmetikmasse abheben – durch ein deutliches Markenbekenntnis, natürlich direkt auf der Haut?
Das zumindest dachte sich ein britischer Student, als er im vergangenen Jahr seine Zugabeidee für Chanel präsentierte. Sein Designprojekt sieht ein Kosmetikset vor, das zusätzlich ein Stirnband mit nach innen gerichtetem Silikonstempel enthält. Durch nächtliches Tragen soll dann der Eindruck des Chancel-Logos in der Stirnhaut erscheinen und auch einige Stunden halten. Der Designer folgt hier dem Prinzip der Striemen von der Kissennaht, die man sich sonst morgens so mühsam aus dem Gesicht bügelt.

Sicherlich, irgendwie ist das ein Traum eines jeden Markenartiklers: loyale Kunden, die sogar im Schlaf für die Marke arbeiten. Doch in allem handwerklichen Ernst der Werbemetzgerei gefragt: Für welche Marke oder welches Produkt würden wir so weit gehen, uns „abstempeln“ zu lassen?

Ferner erlauben wir uns die Frage: Wie glücklich wäre wohl Chanel mit der Verbreitung dieser Stempel-Stirnbänder – bei dem Gedanken an Fashion Victims, die aussehen, als hätten sie mit dem Gesicht auf einer Chanel-Gürtelschnalle geschlafen?

Drücken Sie uns Ihre Meinung auf!

Donnerstag, 30. Dezember 2010

Bares und Barbecue


Man Cave und die „Tupperabende“ für Griller
Für einen Blog namens Werbemetzgerei ist es natürlich ein gefundenes Fressen, einmal über eine neue Vermarktungsform von Grillgut schreiben zu können. Also, hauen wir mal rein und berichten Ihnen von „Man Cave“!
Dieser US-Spezialist für Fleisch und Grillzubehör bringt seine Waren so gezielt an den Mann, wie Frau es von Tupperware & Co. kennt – im Rahmen von privat organisierten Partys, bei Man Cave treffend MEATings genannt. Dabei lädt ein Gastgeber Freunde und weitere Interessierte sowie natürlich den Man Cave-Vertreter zu sich in den Garten ein. Der Vertreter bietet dann in gemütlicher BBQ-Runde die Man Cave-Fleisch- und Wurstwaren zum Probieren an und führt die Marken-Accessoires, von der Grillzange bis zum Steakmesser, vor. Die potenziellen Käufer können sich von Funktionalität und Güte der Waren live überzeugen – und lassen sich offensichtlich auf den Geschmack bringen: Man Cave selbst gibt den Durchschnittsumsatz je Veranstaltung mit $ 600 an.
Unter uns Freunden des Fleisches: Wären wir bei solchen appetitlich verpackten Verkaufsveranstaltungen dabei? Und wenn ja, welche Vertreter würden wir uns noch schmecken lassen?

Donnerstag, 2. Dezember 2010

Nur gucken, nicht drucken

 WWF und JvM machen Druck für mehr Nachhaltigkeit 
Jedes Jahr verschwinden auf der Welt Wälder in der Größenordnung Griechenlands – und damit nicht nur die Lebensräume von Pflanzen und Tieren, sondern auch ein Stück Klimaschutz für die Menschheit.
Jetzt haben der WWF und die Hamburger Agentur Jung von Matt unter dem Motto „Save as WWF, save a tree“ ein Dateiformat entwickelt, mit dem jeder – Privatmann wie Unternehmen – einen Beitrag zum Umweltschutz leisten kann. Gegen die unnötige Papierflut auf dem Schreibtisch – für intakte Wälder.
Das neue WWF Format lässt sich kostenlos runterladen, funktioniert wie ein PDF und lässt sich nicht ausdrucken. Jeder kann so selbst bestimmen, was nicht gedruckt werden soll oder muss und es entsprechend abspeichern.
Das spart jede Menge Papier – und damit Bäume, entlastet den Papierkorb und unnötige Abfallentsorgung. Zurzeit gibt es das Format nur für Apple, für Windows soll es in den nächsten Tagen folgen.
Mit jedem gespeicherten WWF, jedem per Email verschicken WWF und jedem "save-as-wwf"-Button auf Websites verbreitet sich das WWF um die ganze Welt. Denn je mehr Menschen mitmachen, umso größer wird der Erfolg der Aktion sein.
Auch wenn JvM versichert, dass nicht schlaue Kommunikation ihr Produkt sei, sondern hier ein schlaues Produkt Kommunikation mache, wird man über eben diesen kommunikativen Erfolg der viralen Aktion nicht gerade unglücklich sein.

Wird sich das WWF Format für mehr umweltfreundliche Büros etablieren? Werden Sie das Format nutzen oder bevorzugen Sie weiter das gedruckte Dokument?

Montag, 29. November 2010

Radeln auf Pump?

Finanzkonzern Barclays finanziert und färbt Londons Radwege
Im Bereich Sport haben wir uns auch in Deutschland schon an einiges gewöhnt, was Presenting und Sponsoring angeht. Stadien heißen wie der Hauptwerbepartner, und zumindest in niederen Spielklassen tragen sogar die Fußball-Ligen den Namen ihres Sponsors. Im Fußballmutterland England ist es sogar die höchste Profispielklasse, deren Glanz auf einen eher unsportlichen Geldgeber abstrahlen soll: Sie heißt mit vollem Namen „Barclays Premier Legaue“, nach dem traditionsreichen britischen Finanzunternehmen.

Und genau diese Bank Barclays mischt jetzt auch groß in der Londoner Alltagsverkehrsszene mit. Dies äußert sich zum einen im „Barclays Cycle Hire“: Bei einem auch aus hiesigen Städten bekannten öffentlichen Fahrradverleihsystem tragen die Bikes und Verleihstationen natürlich deutlich das Markenlogo. So weit, so gewöhnlich!

Eine neue Dimension der Werbeflächenerschließung ist jedoch erreicht, wenn neu eingerichtete Radwege nicht nur wie der Big Spender heißen („Barclays Cycle Superhighways“), sondern auch noch seine firmentypische Farbe tragen dürfen. In diesem Fall ist die „Corporate Colour“ das leuchtende Barclays-Blau, so strahlend wie frisch vom Himmel herunterversprochen. Vordergründig geschieht diese Kooperation mit der Londoner Verkehrssystem-Organisation TfL natürlich aus Umweltschutzgründen und um dem radelnden Großstädter das ebenso sichere wie umweltverträgliche Pendeln zwischen Job, Home, Banking und Homebanking zu ermöglichen. Über den daraus resultierenden Sympathiegewinn für Barclays können natürlich nur die Ortsansässigen individuell entscheiden.  

Doch übertragen wir diesen Fall mal auf Deutschland: Können wir uns knallrote Zebrastreifen vorstellen mit dem Hinweisschild: „Dieser Fußgängerüberweg wird Ihnen präsentiert und teilfinanziert von Ihrer Sparkasse.“?
Röche uns das schon zu sehr nach Privatisierung der Verkehrssicherheit, gewinnt ein potenzieller Lobbyist dadurch nicht schon zu viel Einfluss? Oder sind solche Maßnahmen ein sympathischer und legitimer Ansatz für Unternehmen, der Gesellschaft wirklich mal etwas zurückzugeben?

weiterführenden Links:
Deutscher Wikipedia-Eintrag
TAZ-Zeitungsartikel

Montag, 22. November 2010

Werbung aus dem Automaten


Was braucht der Mensch immer und überall?
Den herkömmlichen Automaten kennen wir alle: eine Vorrichtung, dessen Automatisierung mit selbsttätigem Ablauf technischer Vorgänge, nach einem festgelegten Plan oder in Bezug auf festgelegte Zustände, programmiert ist.
Bekannt durch Snacks auf Bahnhöfen sowie Getränken in öffentlichen Einrichtungen und bester Freund für alle, die nicht bis zum nächsten Shop warten können. Immer geöffnet, immer verpackt, immer (so sollte es sein) mit Ware bestückt.
Was die Japaner schon lange betreiben und auch bei uns in den frühen 90ern boomte, ist das Geschäft mit den Automaten. Ob Turnschuhe, Parfüm, Unterwäsche oder ipods. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Brauchen wir Creme gegen ein paar Münzen für die Zugfahrt? Überlegen wir beim Joggen, uns schnell ein paar neue Laufschuhe zu ziehen? Und wo ist die nächste iTunes-Station, wenn ich mir mal eben den neuen iPod Touch habe auswerfen lassen? Zusammengefasst, wie viel Interesse hat der Konsument von heute wirklich?

Comic als Werbeheld?


Wie hoch ist der Sympathiewert des Fleischersatzes?
Lustige kleine Werbe-Comicfiguren erobern unsere Bildschirme.

Coca-Cola startete vor einigen Monaten mit einem TV Trailer, der Modemarionetten zeigt, die durch einen Schluck Cola wieder volle Power erlangen. Wer soll hier die Zielgruppe sein? Junge Mädchen, die davon träumen, mal in einer hippen Agentur zu arbeiten? Was ist aus dem knackigen Typen geworden, der nassgeschwitzt aus dem Aufzug steigt?
Neuster Angriff der Illustratoren: Vier erwachsene Comicfrauen, die mit viel Sex and the City Charme für Tassimo eine Werbeshow vom Feinsten aufführen. Dieser Spot soll als Serie laufen und von vier unterschiedlichen Frauen erzählen, die alle Tassimo lieben. Komischerweise wurde die Möglichkeit zu kommentieren bei YouTube eingestellt, so dass wir uns die Meinung der User einfach denken müssen.
Interessantes Ausnahme-Beispiel:  Kinder Bueno  mit einer Mischung aus Comic und Collien Fernandes. 
Auffällig sind sie – auch bei Kindern läuft nun die Werbung eher weiter, als dass ins nächste Programm gezappt wird. Ersetzen die gezeichneten Figuren wirklich die fleischechten Werbe-Ikonen? Verführen Sie uns zu Genuss und machen sie Appetit? Verbinden sie uns mit dem Produkt?

Freitag, 19. November 2010

Macht sich Coke dünn?

Lagerfeld designt Alu-Flasche und Cooler-Bag
Vierte Runde und gleich ein K.O.? Das könnte man sich fragen, wenn man das Mode-Engagement der Marke Coca-Cola-Light unter dem Titel „Coca-Cola light in Fashion with…“ mal unter die Lupe nimmt. Mit Zac Posen,
Ellen von Unwerth und Manolo Blahnik entwarf nun kein anderer als Karl Lagerfeld höchstpersönlich die mit viel Geschmack und wenig Kalorien limitierte 0,2-l-Alu-Flasche.
Einer, der selbst seine Pfunde, laut eigener Aussage, mit “Cola light” und Gemüse verlor, repräsentiert sich nun seit April in Form einer schwarze Silhouette auf weiß-grauem Grund, auf der extravaganten Flasche mit pinkfarbenem Deckel, in Frankreich. Ab jetzt wird es diese Flasche auch in Deutschland geben: in Premium-Hotels, der Szene-Gastronomie, im KaDeWe, im Alsterhaus, bei Oberpollinger sowie in elf Top-Karstadt-Häusern.
Speziell für diese Coke light Alu-Flasche hat Karl der Große eine stylische Cooler-Bag entworfen. Dieser, ist auf 2.000 Stück limitiert und für den empfohlen VK von 40€ zu haben. 
Wir kommen nicht drum herum uns zu fragen, wie klar und gezielt man jungen Frauen in Size-Zero-Zeiten (Magerwahn etc.) wie diesen verkaufen sollte, das “Nothing is cooler than being light!” ist und dass ein Cooler, in Form einer Yoga-Tasche, das ultimative Must-Have für 40€ ist. Zugabe oder Abzocke?